Eine sehr entscheidende Frage, die sich bei meinen Kunden während der Küchenplanung immer wieder stellt, ist: Die Küche lieber mit oder ohne Griffe? Das ist nicht nur wichtig zu beantworten aus Designgründen. Die Entscheidung wirkt sich maßgebend auf die gestalterische Wirkung, die praktische Nutzbarkeit und auch die Kosten deiner neuen Küche aus. Je nachdem, welche Voraussetzungen du mitbringst, ergibt sich also eine andere Auswahl. Um die beste Wahl für dich zu treffen, zeige ich dir auf, welche Vor- und Nachteile beide Formen mit sich bringen.

Küche mit Griffen: Formen und Materialien

Ich selbst liebe das Kochen und besonders, wenn ich etwas Schmackhaftes für viele Personen zaubern kann. Wer so ein Typ Mensch ist, hat meistens eine Küche mit Griffen. Denn die Funktion steht hier über extravagantem Design. Was nicht bedeutet, dass Griffe deiner Küche nicht genauso gut einen edlen Charakter verleihen können.

Küchengriff ist dabei aber nicht gleich Küchengriff. So gibt es je nach Stil deiner Küche unterschiedliche Ausführungen für Küchenschränke oder -schubladen. Griffe sind eine praktische und schnelle Öffnungshilfe und dienen gleichzeitig als Gestaltungselement. Sie bestehen meist aus Metallen wie Gusseisen, Messing oder Edelstahl oder aus Kunststoff, Holz, Kunst- oder Echtleder. In ihren Formen werden sie als Muschelgriff, Bügelgriff, Relingstange, Schlaufe oder Griffleiste angeboten.

Welches Material oder welche Form der Griffe sich am besten für deine Küche eignet, hängt stark von dem gewünschten Küchenstil ab. Schließlich soll alles ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Zu kleinen Griffen, Knöpfen oder Schlaufen solltest du deshalb greifen, wenn du eine Landhausküche besitzt, da diese Formen eher verspielt wirken. Breite horizontal oder vertikal ausgerichtete Relingstangen oder Griffleisten aus Edelstahl geben hingegen eher ein klassisches Bild ab und passen deshalb besonders gut zu einem minimalistischen Stil.

Aber aufgepasst: Je nach genutztem Material kann sich das Aussehen der Griffe im Laufe der Jahre auch verändern. Liebäugelst du mit Leder oder Holz, kann das Material über die Zeit eine gewisse Patina annehmen, die aufgrund der Benutzung entsteht. Dies kann je nach Aussehen deiner Küche dem Gesamtbild aber auch einen gewissen Charme verleihen. Metall oder Kunststoff hingegen bleibt über eine normale Nutzungsdauer von 15 bis 20 Jahren nahezu unverändert. Setzt du also eher auf ein konstantes Design, ist dieses Material für dich die beste Wahl.

Vorteile einer Küche mit Griffen

Gegenüber einer grifflosen Küche bietet die Variante mit Griffen für dich einige Vorteile und Lösungen unterschiedlicher Herausforderungen.

Wandelbarkeit

Stehst du vor der Herausforderung, deine Küche mal wieder etwas aufzupeppen, ohne dir gleich eine neue zulegen zu müssen und du weißt einfach nicht wie? Besitzt du eine Küche mit Griffen, ist diese Frage leicht zu beantworten. Ein Austausch der Griffe ist meist nicht nur einfach, sondern auch kostengünstig. So kannst du schnell andere Formen oder Materialien wählen, die für einen neuen besonderen Akzent im Raum und in deinem Küchenstil sorgen.

Preisvorteil

Du möchtest eine neue Küche, hast aber nur ein begrenztes Budget zur Verfügung? Ein guter Punkt, um Geld, aber keinesfalls Ästhetik einzusparen, ist die Wahl einer Küche mit Griffen ohne besondere Öffnungsmechanismen. Sie sind meist preiswerter als Küchen mit Griffmulden, abgeschrägten Frontkanten oder Öffnungsunterstützungen. Das mag nicht zuletzt auch an der verbauten Technik der grifflosen Küchenfronten liegen.

Leichte Griffigkeit und einfaches Öffnen

Bist du ein Hobbykoch und bäckst für dein Leben gern so wie ich? Dann wirst du die Situation kennen, dass du mit nassen schmierigen Händen versuchst, die Schubladen zu öffnen. In einem solchen Fall lassen sich Griffe einfach besser greifen als Griffleisten oder abgeschrägte Frontkanten. Muss es außerdem mal schnell gehen, sind besonders schwere Türfronten oder Schubladen mit einem Griff und einem anschließenden Zug einfach schneller zu öffnen als solche mit Öffnungsautomatik.

Nachteile einer Küche mit Griffen

Natürlich bringt eine Küche mit Griffen auch einige Nachteile mit sich und ist nicht für jede individuelle Situation sinnvoll.

Aufwendige Reinigung

Wer Küchengriffe sauber halten möchte, muss sie regelmäßig reinigen und polieren. Leider geht das im Gegensatz zu grifflosen Küchenfronten nicht mit einem Wisch über die Oberfläche. Jeder Griff muss für sich allein rundherum geputzt und von Fingerabdrücken befreit werden. Bist du also eher ein Mensch, bei dem die Zeit für Sauberkeit und Ordnung generell knapp ist, empfehle ich dir eine Küche ohne Griffe.

Verletzungsgefahr

Solltest du Kinder oder Haustiere im Haushalt haben, ist ein nicht zu verachtender Nachteil von Griffen ihre Verletzungsgefahr. Besonders Kinder, aber auch Erwachsene, neigen dazu, sich an ihnen zu stoßen, sich zu verhaken oder an ihnen hängen zu bleiben. Gerade Kleinkinder ziehen sich gern an Türgriffen hoch und können sich dabei teilweise erheblich verletzen. Einem Familienhaushalt lege ich deshalb gern eine Küche ohne Griffe ans Herz.

Platzprobleme

Ist es in deiner Küche aufgrund einer gewählten L- oder U-Form oder einem kleinen Raum sowieso schon eng, kann die Wahl einer Küche mit Griffen zu zusätzlichen Platzproblemen führen. Achte deshalb bei der Küchenplanung genau darauf, dass sich alle Schubladen im Eckbereich trotzdem problemlos öffnen lassen.

Küche mit grifflosen Fronten: Formen

Sich für oder gegen Griffe zu entscheiden, sollte relativ früh in deiner Küchenplanung passieren. Du musst allerdings wissen, dass ein Umentscheiden im Nachhinein leider nicht mehr möglich ist. Tendierst du eher zu einer Küche ohne Griffe, gibt es auch hier verschiedene Varianten, zwischen denen du wählen kannst. Als eine Unterart von Griffen gelten Mulden oder abgeschrägte Kanten. Für komplett ebenmäßige Küchenfronten gibt es Öffnungsunterstützungen.

Bei grifflosen Küchen gibt es verschiedenste Öffnungssysteme. Du kannst konkret zwischen Push-to-open-Vorrichtungen, elektronischen Sensoren, Grifffugen und -löchern wählen. Grifffugen und -löcher, auch Griffschalen genannt, kommen ohne jegliche Elektronik aus. Es wird genau wie bei anderen Griffen die eigene Körperkraft benötigt, um Türen oder Schubladen zu öffnen und zu schließen. Einziger Unterschied ist das unauffällige Aussehen der Griffschalen. Grifflöcher sind rund oder oval in die Tür oder Schublade eingelassen, die Griffschale hingegen verläuft meist am oberen Ende des Schrankes. Ist dir also ein cleanes Design mit leichten Akzenten wichtig, ist diese Griffvariante eine gute Wahl.

Der am häufigsten genutzte Mechanismus bei grifflosen Küchen ist allerdings der sogenannte Push-to-open oder auch Tip-On. Mithilfe einer sanften Berührung, einem sogenannten Tip-On, des oberen Endes einer Schranktür lässt sich diese wie von selbst öffnen. Ein großer Nachteil: Im Laufe der Küchennutzung können die Fingerabrücke bei vernachlässigter Reinigung sehr deutlich an den Berührungspunkten sichtbar werden. Entscheidest du dich für diese Option, ist eine regelmäßige Reinigung also unablässig.

Die teuerste, aber hochwertigste Lösung für grifflose Küchen sind elektrische Sensoren. Sind diese vom Küchenhersteller in deinen Schranktüren verbaut, kannst du sie ohne jede Berührung öffnen. Ein entscheidender Vorteil bei diesen Öffnungsmechanismen sind die fehlenden Fingerspuren auf der Front. Damit sparst du wertvolle Zeit ein und musst nur noch halb so oft putzen. Wenn du viel in der Küche stehst und leidenschaftlich gern backst und kochst, wird dieser Vorteil für dich umso deutlicher spürbar sein.

Vorteile einer grifflosen Küche

Gegenüber Küchen mit Griffen ergeben sich folgende Vorteile und Lösungen für unterschiedlichste Herausforderungen:

Erleichterte Reinigung

Deine Küche wird oft genutzt, dir bleibt aber wenig Zeit zum Reinigen? Grifflose Küchen sind in diesem Fall eine gute Wahl, da sie sich sehr dankbar reinigen lassen. Durch die gleichmäßige Oberfläche ist das Putzen meist mit nur einem Wisch erledigt und spart damit deutlich Zeit ein.

Minimalistisches Design

Du legst Wert auf ein minimalistisches Design und möchtest deiner neuen Küche ein cleane Optik verleihen? Dann sind grifflose Küchen mit ihrem Aussehen für dich eine gute Entscheidung. Nicht umsonst sind sie gerade wegen ihres Stils sehr im Trend. Kein Griff verleiht deiner Küche solch ein elegantes und gleichzeitig minimalistisches Design aus einem Guss wie eine grifflose Front.

Keine Verletzungsgefahr

Deine neue Küche soll für alle aus deinem Haushalt möglichst verletzungsfrei nutzbar sein? Bei Kindern oder Haustieren brauchst du dir ab jetzt um die Verletzungsgefahr keine Sorgen mehr zu machen. Hier laden keine Griffe zum Hochklettern ein und während der Arbeit kann Kleidung nicht irgendwo hängen bleiben. Auch die Stoßgefahr am Kopf oder der Seite des Körpers ist ausgeschlossen. Ausgenommen sind hier allerdings Griffmulden oder -fugen, die aber trotzdem eine geminderte Verletzungsgefahr gegenüber anderen Griffen besitzen.

Leichte Bedienung

Bist du auf der Suche nach einer leichten Bedienbarkeit, die kaum Körperkraft benötigt, bist du bei grifflosen Fronten an der richtigen Adresse. So wird die Arbeit in der Küche besonders angenehm. Ist außerdem einmal die Hand nicht frei, können Schranktüren auch durch eine Berührung mit dem Knie oder der Hüfte geöffnet werden.

Nachteile einer grifflosen Küche

Aber auch grifflose Fronten kommen nicht ohne Nachteile aus. So gibt es für dich einige Punkte zu bedenken:

Häufige Reinigung

Du willst eine Küche, die dir die Zeit für eine häufige Reinigung spart? Dann sind grifflose Küchen eine schlechte Wahl für dich. Fingerabdrücke werden um die Griffmulden oder Touch-Points besonders schnell sichtbar. In Griffmulden sammeln sich in kürzester Zeit Dreck und Staub. All dies erfordert von dir des Öfteren eine kleine Putzaktion. Die ist dafür dann aber sehr schnell vorbei. Wenn du dich allerdings für elektrische Sensoren entscheidest, kannst du diesen Nachteil umgehen.

Fehlende Wandelbarkeit

Du bist eine Person, bei der sich der Geschmack schnell ändert und die häufiger frischen Wind braucht? Dann rate ich dir von einer grifflosen Küche mit Mulden oder anderen Mechanismen wie dem Tip-On ab. Wer sich nämlich einmal für grifflose Fronten entscheidet, muss bei dieser Lösung bleiben. Im Gegensatz zu Küchen mit Griffen kann hier schwer mal etwas Kleines ausgetauscht werden. Willst du etwas Neues, musst du die kompletten Fronten der Küchenschränke auswechseln. Das kann unter Umständen sehr teuer werden.

Langsames Öffnen

Wenn du weißt, dass es in deiner Küche oft etwas schneller gehen muss, solltest du dir die Entscheidung für eine grifflose Küche gut überlegen. Aufgrund der geführten Bewegung der Türen und Schubladen kann das Öffnen und Schließen dieser unter Umständen etwas länger dauern als bei herkömmlichen Griffen. Ob das am Ende allerdings wirklich einen Nachteil für dich darstellt, ist natürliche eine individuelle Frage.

Eingeschränkter Stauraum

Benötigst du jeden Zentimeter Stauraum in deiner Küche, den du kriegen kannst, empfehle ich dir eine Küche mit Griffen. Bei grifflosen Fronten mit verbauter Elektronik kann es nämlich zur Einschränkung des Platzes innerhalb des Schrankes oder der Schublade kommen. Für grifflose Fronten mit Automatik musst du daher generell mehr Material und Höhe einplanen.

Versehentliches Öffnen

Der größte Nachteil von grifflosen Fronten mit verbauter Elektronik ist ihr versehentliches Öffnen. Lehnst du dich gegen eine Tür oder stößt aus Versehen dagegen, kann es zur Öffnung dieser kommen. Gerade das häufige Vorkommen dieses Problems kann dich einige Nerven kosten und eventuell sogar eine Verletzungsgefahr darstellen.

Grifflose Küche vs. Küche mit Griffen

Für welchen Küchenstil, also ob mit oder ohne Griffe, du dich entscheidest, hängt von deinem persönlichen Geschmack und deiner individuellen Kochsituation ab. Legst du Wert auf minimalistische Ästhetik und schnörkellose Eleganz, sind grifflose Fronten für dich die richtige Wahl. Liebst du es, von Zeit zu Zeit umzugestalten, empfehle ich dir, eher auf eine Küche mit Griffen zu setzen. Letzten Endes kommt es auf deinen eigenen Geschmack und deine Vorlieben an.

Neben der Optik spielt die Nutzung deiner Küche eine wichtige Rolle. Stehst du zum Beispiel vor der Herausforderung, dass du viel kochst und es dabei immer schnell gehen muss? Dann ist eine Küche mit Griffen wahrscheinlich besser für dich zu handhaben. Im Kochalltag sparst du dir Zeit und Nerven, da du selbst bestimmst, wie schnell und wann eine Tür oder Schublade aufgehen soll.

Anders ist es, wenn du Kinder in deinem Haushalt hast. Die Verletzungsgefahr bei Griffen ist nicht zu verachten. Hier lässt sich wunderbar entlang hangeln oder hochziehen. Wenn du eine Verletzungsgefahr ausschließen möchtest, solltest du deshalb eher grifflose Fronten mit entsprechenden Öffnungssystemen in deiner Küche wählen. Natürlich können Kinder auch elektrisch öffnende Türen bedienen. Entsprechende Kindersicherungen helfen aber dabei, dass Türen nicht ungewollt geöffnet werden.

Warum aber nicht das Beste aus beiden Welten wählen? Viele Kunden von mir entscheiden sich für gemischte Lösungen. Weil die Küchenhersteller dies wissen, haben sie ihre Modelle oft sowohl mit als auch ohne Griff vorrätig. So finden sich zum Beispiel im Familienkontext an Unterschränken Öffnungssensoren, während die Oberschränke mit schmucken Griffen überzeugen. Praktische Nutzbarkeit und kleine Akzente der Schönheit können so miteinander vereint werden.

Wenn du eine neue Küche planst, musst du dich also nicht zwangsläufig für eine Variante entscheiden. Um eine richtige Auswahl zu treffen, ist es gut, nicht allein zu sein. Deshalb stehen ich und mein Team dir im Entscheidungsprozess gern beratend zur Seite.

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