Die Küche mit oder ohne Griffe – ist weniger wirklich mehr?

von Carolin Möbius

Mit oder ohne Griffe? Wer eine neue Küche plant, sollte sich eher früher als später mit dieser Frage auseinandersetzen. Und das nicht nur aus Designgründen. Die Entscheidung wirkt sich maßgebend auf die gestalterische Wirkung und besonders auch die praktische Nutzbarkeit der Küche aus. Wir zeigen dir deshalb auf, welche Vor- und Nachteile beide Formen mit sich bringen.

Küche mit Griffen: Formen und Materialien

Wer das Kochen liebt und besonders gern für viele Personen etwas Schmackhaftes zaubert, hat meistens eine Küche mit Griffen. Hier steht Funktion über extravagantem Design. Was nicht bedeutet, dass Griffe deiner Küche nicht genauso gut einen edlen Charakter verleihen können.

Küchengriff ist dabei nicht gleich Küchengriff. So gibt es je nach Stil deiner Küche unterschiedliche Ausführungen für Küchenschränke oder -schubladen. Griffe sind eine praktische Öffnungshilfe und dienen gleichzeitig als Gestaltungselement. Sie bestehen meist aus Metallen wie Gusseisen, Messing oder Edelstahl oder aus Kunststoff, Holz, Kunst- oder Echtleder. In ihren Formen werden sie als Muschelgriff, Bügelgriff, Relingstange, Schlaufe oder Griffleiste angeboten.

Welches Material oder welche Form der Griffe sich am besten für die eigene Küche eignet, hängt stark von dem gewünschten Design ab. Kleine Griffe, Knöpfe oder Schlaufen wirken eher verspielt und sind in Kombination mit dem Material Holz oft in Landhausküchen zu finden. Breite horizontal oder vertikal ausgerichtete Relingstangen aus Edelstahl wirken hingegen eher klassisch und unterstreichen einen minimalistischen Stil.

Je nach genutztem Material kann sich das Aussehen der Griffe im Laufe der Jahre allerdings auch verändern. Wird Leder oder Holz verwendet, nimmt das Material eine gewisse Patina an, die aufgrund der Benutzung entsteht. Metall oder Kunststoff hingegen bleibt über eine normale Nutzungsdauer von 15 bis 20 Jahren nahezu unverändert.

Vorteile einer Küche mit Griffen

Gegenüber einer grifflosen Küche bietet die Variante mit Griffen einige Vorteile.

1.       Wandelbarkeit

Ist deine Küche schon etwas in die Jahre gekommen oder du hast Lust auf etwas frischen Wind in der Einrichtung? Besitzt du eine Küche mit Griffen, ist der Austausch dieser meist einfach. So kannst du schnell andere Formen oder Materialien wählen, die für einen neuen besonderen Akzent im Raum sorgen.

2.       Preisvorteil

Planst du eine neue Küche, wirst du feststellen, dass Modelle mit Griffen meist preiswerter sind als Küchen mit Griffmulden, abgeschrägten Frontkanten oder Öffnungsunterstützungen. Das mag nicht zuletzt auch an der verbauten Technik der grifflosen Küchenfronten liegen.

3.       leichte Griffigkeit und einfaches Öffnen

Wer kocht oder backt, wird irgendwann mit nassen oder schmierigen Händen zu tun haben. Griffe lassen sich in so einer Situation einfach besser greifen als Mulden oder abgeschrägte Frontkanten. Weiterhin sind besonders schwere Türfronten oder Schubladen mit einem Griff und einem anschließenden Zug einfacher und schneller zu öffnen als mit Öffnungsautomatik.

Nachteile einer Küche mit Griffen

Neben vielen Vorteilen bringen auch Küchen mit Griffen einige Nachteile mit sich.

1.       aufwendige Reinigung

Wer Küchengriffe sauber halten möchte, muss sie regelmäßig reinigen und polieren. Leider geht das im Gegensatz zu grifflosen Küchenfronten nicht in einem Wisch über die Oberfläche. Jeder Griff muss für sich allein rundherum geputzt und Fingerabdrücken befreit werden, was einige Zeit in Anspruch nimmt.

2.       Verletzungsgefahr

Ein nicht unerheblicher Nachteil von Griffen, vor allem wenn man Kinder hat, ist ihre Verletzungsgefahr. So neigen Kinder, aber auch Erwachsene dazu, sich an ihnen zu stoßen, sich zu verhaken oder an ihnen hängen zu bleiben. Gerade Kleinkinder ziehen sich gern an Türgriffen hoch und können sich dabei teilweise erheblich verletzen.

3.       Platzprobleme

Gerade bei kleinen Küchen oder Modellen in L- oder U-Form kann es mit Griffen zu Platzproblemen kommen. So sollte bei der Küchenplanung genau darauf geachtet werden, dass sich Schubladen im Eckbereich auf beiden Seiten trotzdem problemlos öffnen lassen.

Küche mit grifflosen Fronten: Formen

Wer zu einer grifflosen Küche tendiert, sollte die Wahl relativ früh in seiner Küchenplanung treffen. Sich im Nachhinein gegen Griffe zu entscheiden, ist nämlich leider nicht möglich. Auch für grifflose Fronten gibt es verschiedene Varianten, zwischen denen der Nutzer wählen kann. Als eine Unterart von Griffen gelten Mulden oder abgeschrägte Kanten. Für komplett ebenmäßige Küchenfronten gibt es Öffnungsunterstützungen.

Bei grifflosen Küchen kann konkret zwischen Push-to-open-Vorrichtungen, elektronischen Sensoren, Grifffugen und -löchern gewählt werden. Grifffugen und -löcher kommen ohne jegliche Elektronik aus. Es wird genau wie bei anderen Griffen die eigene Körperkraft benötigt, um Türen oder Schubladen zu öffnen und zu schließen. Einziger Unterschied ist ihr unauffälliges Aussehen. Grifflöcher sind rund oder oval in die Tür oder Schublade eingelassen, die Grifffuge hingegen verläuft meist am oberen Ende des Schrankes.

Der am häufigsten genutzte Mechanismus bei grifflosen Küchen ist der sogenannte Push-to-open. Mithilfe einer sanften Berührung des oberen Endes einer Schranktür lässt sich diese wie von selbst öffnen. Ein großer Nachteil: Im Laufe der Küchennutzung können die Fingerabrücke bei vernachlässigter Reinigung sehr deutlich an den Berührungspunkten sichtbar werden.

Die teuerste, aber hochwertigste Lösung für grifflose Küchen sind elektrische Sensoren. Sind diese in deinen Schranktüren verbaut, kannst du sie ohne jede Berührung öffnen. Ein entscheidender Vorteil bei dieser Variante sind die fehlenden Fingerspuren auf der Front. Damit sparst du wertvolle Zeit ein und musst nur noch halb so oft putzen.

Vorteile einer grifflosen Küche

Gegenüber Küchen mit Griffen ergeben sich folgende Vorteile:

1.       Erleichterte Reinigung

Grifflose Küchen lassen sich sehr dankbar reinigen. Durch die gleichmäßige Oberfläche ist das Putzen meist mit nur einem Wisch erledigt und spart damit deutlich Zeit ein.

2.       minimalistisches Design

Ob man minimalistisches Design mag, ist am Ende natürlich Geschmackssache. Nicht umsonst aber sind grifflose Küchen gerade wegen ihres Aussehens sehr im Trend. Kein Griff verleiht deiner Küche solch ein elegantes und gleichzeitig minimalistisches Design aus einem Guss wie eine grifflose Front.

3.       keine Verletzungsgefahr

Ein deutlicher Vorteil von grifflosen Fronten, vor allem für Familien, ist die gebannte Verletzungsgefahr. Hier laden keine Griffe zum Hochklettern ein und während der Arbeit kann Kleidung nicht irgendwo hängen bleiben. Auch die Stoßgefahr am Kopf oder der Seite des Körpers ist ausgeschlossen. Ausgenommen sind hier allerdings Griffmulden oder -fugen.

4.       leichte Bedienung

Da sich bei grifflosen Fronten die Türen meist wie von selbst öffnen, wird hier kaum Körperkraft benötigt. Das macht die Arbeit in der Küche besonders angenehm. Ist außerdem einmal die Hand nicht frei, können Schranktüren auch durch eine Berührung mit dem Knie oder der Hüfte geöffnet werden.

Nachteile einer grifflosen Küche

Auch grifflose Fronten kommen nicht ohne Nachteile aus. So gibt es für den Nutzer einige Punkte zu bedenken:

1.       häufige Reinigung

Fingerabdrücke werden um die Griffleisten oder Touch-Points besonders schnell sichtbar. In Griffmulden sammeln sich in kürzester Zeit Dreck und Staub. All dies erfordert des Öfteren eine kleine Putzaktion. Die ist dafür dann aber sehr schnell vorbei. Wer sich allerdings für elektrische Sensoren entscheidet, kann diesen Nachteil umgehen.

2.       fehlende Wandelbarkeit

Wer sich einmal für grifflose Fronten entscheidet, muss bei dieser Lösung bleiben. Im Gegensatz zu Küchen mit Griffen kann hier schwer mal etwas Kleines ausgetauscht werden. Wer etwas Neues will, muss die kompletten Fronten der Küchenschränke auswechseln. Das kann unter Umständen sehr teuer werden.

3.       langsames Öffnen

Aufgrund der geführten Bewegung der Türen und Schubladen kann das Öffnen und Schließen dieser unter Umständen etwas länger dauern als bei herkömmlichen Griffen. Ob das am Ende allerdings wirklich einen Nachteil darstellt, ist eine Frage des persönlichen Empfindens.

4.       eingeschränkter Stauraum

Bei grifflosen Fronten mit verbauter Elektronik kann es zur Einschränkung des Stauraums innerhalb des Schrankes oder der Schublade kommen. Für grifflose Fronten mit Automatik muss daher generell mehr Material und Höhe eingeplant werden.

5.       versehentliches Öffnen

Größtes Problem von grifflosen Fronten mit verbauter Elektronik ist ihr versehentliches Öffnen. Lehnst du dich gegen eine Tür oder stößt ausversehen dagegen, kann es zur Öffnung dieser kommen. Gerade das häufige Vorkommen dieses Problems kann dich einige Nerven kosten und eventuell sogar eine Verletzungsgefahr darstellen.

Grifflose Küche vs. Küche mit Griffen

Ob man sich für eine Küche mit oder ohne Griffe entscheidet, hängt von deinem persönlichen Geschmack und deiner individuellen Kochsituation ab. Legst du Wert auf minimalistische Ästhetik und schnörkellose Eleganz, sind grifflose Fronten für dich die richtige Wahl. Liebst du es, von Zeit zu Zeit umzugestalten, solltest du eher auf eine Küche mit Griffen setzen. Letzten Endes kommt es auf deinen eigenen Geschmack und deine Vorlieben an.

Neben der Optik spielt die Nutzung deiner Küche eine wichtige Rolle. Bist du eher praktisch veranlagt und kochst gerne viel? Dann ist eine Küche mit Griffen wahrscheinlich besser für dich zu handhaben. Im Kochalltag sparst du dir Zeit und Nerven, da du selbst bestimmst, wie schnell und wann eine Tür oder Schublade aufgehen soll.

Ein gesonderter Fall ist ein Haushalt mit Kindern. Die Verletzungsgefahr bei Griffen ist nicht zu verachten. Hier lässt sich wunderbar entlang hangeln oder hochziehen. Deshalb tendieren die meisten Familien eher zu grifflosen Fronten in ihrer Küche. Natürlich können Kinder auch elektrisch öffnende Türen bedienen. Entsprechende Kindersicherungen helfen aber dabei, dass Türen nicht ungewollt geöffnet werden.

Warum aber nicht das Beste aus beiden Welten wählen? In vielen Küchen gibt es gemischte Lösungen. So finden sich im Familienkontext an Unterschränken beispielsweise Öffnungssensoren, während die Oberschränke mit schmucken Griffen überzeugen. Praktische Nutzbarkeit und kleine Akzente der Schönheit werden so miteinander vereint.

Wer eine neue Küche plant, muss sich also nicht zwangsläufig für eine Variante entscheiden. Um eine richtige Auswahl zu treffen, ist es gut, nicht allein zu sein. Deshalb stehen wir dir im Entscheidungsprozess gern beratend zur Seite.

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